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Das Labyrinth als HeilungsRaum

Labyrinthe können Zeit-Raum für Rückschau, Gegenwart, Zukunft geben.

Labyrinthe kommen vermutlich aus der altphoenizischen Kultur und verknüpften nach Forschungen von Rafaela Schmakowski Mond- und Sonnenzeit für einen zweijährigen Kalender. Sie verbreiteten sich in vielfältigen Formen und Sinngebungen schnell in fast alle Kontinente. In der Zeit der massiven "Hexenverfolgung" im 15./16. Jahrhundert u.Z. wurden sie größtenteils in Deutschland und Frankreich zerstört, danach noch vereinzelt z.B. von J.H. Pestalozzi oder F.L. Jahn bewegungspädagogisch genützt. In Deutschland gibt es nur noch drei erhaltene begehbare Labyrinthe aus dem 17.Jahrhundert: Steigra, Graitschen (beide nahe Eisleben) und dem 18. Jahrhundert: das Rad im Eilenrieder Forst (Hannover).

Seit gut 20 Jahren ist - initiiert von Züricher Frauen – in Europa eine neue Labyrinthbewegung entstanden. Allein in Deutschland gibt es derzeit etwa 260 öffentlich begehbare Labyrinthe, die in spirituellen, pädagogischen, therapeutischen bis hin zu landschaftsgärtnerischen Zusammenhängen entwickelt wurden und genützt werden.

Labyrinth Kassel 2003
Dörnberg
Kassel, Königsplatz 2003
Dörnberg

In ihrer doppelspiraligen bzw. doppelmäandrigen Struktur binden sie uns an die spiralige Struktur allen Lebens an, nähren die selbstheilenden Kräfte im geführten Ein- und Ausschwingen. Sie laden ein zum Tanzen, Schreiten, Spielen, Besinnen und Aus - Ruhen. Der Weg führt Dich sicher zur Mitte des Labyrinths - auch beim Malen auf Papier.

LFT GIessen 2004
Kasseler Werkstatt 2003
LFT Giessen 2004
Kasseler Werkstatt 2003

Labyrinthe sind keine Irrgärten, weshalb sie fast immer flach, also überschaubar sind: ich habe die Wahl, mich führen zu lassen oder hinauszutreten. Das Labyrinth am Jungen Theater in Dresden ist mit Pfeilern und Mauern liebevoll erhöht gestaltet: durch diese Struktur können auch blinde Menschen allein den Weg sicher finden.

Kassel 2003
Kassel, Königsplatz 2003
Dresden, am Jungen Theater

Wirkungen des Wunders der spiraligen Struktur allen Lebens finden sich in der Bewegung des Lichtes, des Wassers, des Tones oder im Wachstum vieler Pflanzen. Im menschlichen Körper finden sich spiralige Strukturen u.a. im Gehirn, im Ohr, der Wirbelsäule, der DNA, der Muskulatur, dem Blutfluss, dem Darm und nicht zuletzt in der Gebärmutter. In der Körperarbeit wurden Therapierichtungen wie die "Spiraldynamik ®" oder das Gerät "Gyrotonic®" entwickelt, wo eben genau mit der Spiralstruktur letztlich tänzerisch gearbeitet wird. Beispiele alter spiralig-heilsamer Bewegungskulturen sind Qigong, Taijiquan, Aikido oder eben auch: griechische Labyrinthtänze.

Kastellaun
Labyrinthkongress DResden
Kastellaun, Hunsrück
Labyrinthkongress, Dresden 2008

Labyrinthe begeistern und stützen viele Kinder, Frauen, Männer - nicht zuletzt mit geistigen, seelischen und körperlichen Handicaps/Erkrankungen. Wahrscheinlich helfen sie auch, die linke und rechte Gehirnhälfte miteinander in Kontakt zu bringen. Nicht nur Kinder bewegen sich oft stundenlang absichtslos - mit den Füßen laufend oder mit einem Rollstuhl fahrend - in Labyrinthen.

Dörnberg
Dörnberg
Kassel, Königsplatz 2003

Eine häufige Erfahrung von Pädagoginnen ist, dass die praktische Beschäftigung mit Labyrinthen die Gewalt-bereitschaft deutlich reduziert, gleichzeitig die innere Wachheit und Achtsamkeit im miteinander erhöht wird. Sie scheinen also Halt für die innere Kraft - für ein Im-Selbst-Sein - schenken zu können. Dies wären weitere Gründe, Labyrinthen gesellschaftspolitisch, spirituell wie psychotherapeutisch mehr Raum zu geben.

Dörnberg
LFT GIessen
Dörnberg
LFT Giessen 2004

Die Sportlehrerin in mir ist von Herzen erfreut, wenn Kinder stundenlang in einem Labyrinth rennen, rollen, ausruhen, spielen - bis zur Erschöpfung einfach glücklich sind - ganz ohne Anweisung. Es erstaunt mich, dass die Sportgeschichtsforschung dem Labyrinth bislang nur wenige Beiträge gewidmet hat. Dabei war z.B. der von Eiselen 1816 angelegte „Wunderlauf“ auf der Berliner Hasenheide mit 30m im Durchmesser unübersehbar.

Kathedrale Chartres
Dörnberg
Kathedrale Chartres
Dörnberg

Ich bevorzuge das sogenannt klassische Labyrinth oder das Mond-Sonnenlabyrinth. Mir geben diese Formen mehr Klarheit, Raum und Schutz als z.B. der Typus Chartres. So schön es in der Kathedrale selbst ist, erlebe ich den Chartres-Typ stark gerichtet auf das Ziel: die Mitte. Mir bleibt in den ersten beiden Typen mehr Raum zum Schwingen, Innehalten, Ruhen, Weinen, Lachen, Klären, Bitten, Mut finden, Tanzen und Spielen.

Das Labyrinth als BewegungsKulturHeilRaum findet nur langsam in Schulen Platz – mitunter beim Gestalten von Erfahrungsfeldern zur Entfaltung der Sinne nach H. Kükelhaus. http://de.wikipedia.org/wiki/Erfahrungsfeld_zur_Entfaltung_der_Sinne


Oft braucht es nur Kreide oder ein Stöckchen zum Malen auf Beton, im Sand, eine Schnur zum Legen oder Füße zum Spurenlegen im Schnee …, dann heißt es: loslaufen oder – rollen!

LFT Giessen 2004
KLinik am See
LFT Giessen 2004
Klinik am See, Bad Gandersheim


Weiterführende Anregungen: